E-HYLE
E-HYLE: Entwicklungsprojekt hybride Lehre im Hochschullehrgang digitale Medien
Entwicklung von Bildungsangeboten durch Ausarbeitung von Lernszenarien hybrider Lehre in digital erweiterten Lernumgebungen an der Pädagogischen Hochschule Wien
Projektzeitraum: WiSe 2021 – SoSe 2023
Kontakt:
Caroline Grabensteiner, Zentrum für Lerntechnologie und Innovation (ZLI) am Institut für übergreifende Bildungsschwerpunkte
Kontakt: caroline.grabensteiner@phwien.ac.at
Hintergrund
Das Entwicklungsprojekt war im Hochschullehrgang „Digitale Medienbildung in der Primarstufe“ angesiedelt, der im Herbst 2021 in den vierten Durchgang startete. Der Lehrgang umfasst 3 Semester (20 ECTS) und wird somit zwischen WS 2021/22 und WS 2022/23 stattfinden. Ausgangspunkt für die Projektidee waren einige Anfragen von interessierten Teilnehmer*innen bezüglich Angeboten zur Online-Teilnahme am Lehrgang.
Der Lehrgang ist so konzipiert, dass Teilnehmer*innen am besten von einer Präsenz-Teilnahme profitieren. Die Erfahrungen aus dem Sommersemester 2022 und dem Wintersemester 2020/21 haben gezeigt, dass viele Lehrveranstaltungen auch sinnvoll online durchgeführt werden können. Lehr- und Lernszenarien, die komplett online stattfinden, sind etabliert und funktionieren. Für das Wintersemester 2021/22 sind die Planungen abgeschlossen. Die Lehrveranstaltungen finden bis auf wenige Ausnahmen vorwiegend online statt.
Präsenzveranstaltungen finden nach Vorgaben des Schutzkonzeptes der PH Wien voraussichtlich erst im Sommersemester 2022 und im Wintersemester 2022/23 statt. Prognosen zu Raumkapazitäten aufgrund von Teilnehmer*innen-Beschränkungen und die Anfragen nach Online-Teilnahme legen nahe, dass Lösungen gesucht werden müssen, um allen Lehrenden und Teilnehmer*innen eine Lehr- und Lernumgebung zu bieten, die den besonderen Bedingungen gerecht werden kann.
Die Idee
Wir als Lehrgangsleiter*innen, mit Unterstützung der Institutsleitung des ZLI, Barbara Holub und des Zentrumsleiters Klaus Himpsl-Gutermann, nehmen diese besondere Situation zum Anlass, ein Entwicklungsprojekt zu starten und bereiten uns auf hybride Lehr- und Lernszenarien vor. Dabei handelt es sich um innovative Möglichkeiten, digitale Lehr- und Lernumgebungen so auszustatten und infolgedessen zu nutzen, dass unterschiedliche Settings hybrider Lehre möglich werden.
Darunter werden schwerpunktmäßig folgende Szenarien verstanden, die in den technisch ausgestatteten Laboren entwickelt werden sollen:
- Streaming von Vorträgen aus dem Hörsaal
- Plenumsveranstaltung mit Moderation vor Ort und Online-Zuschaltung externer Lehrender
- Online-Partizipation dislozierter Teilnehmer*innen – Präsentation von Einzelarbeiten im Blended-Learning
- Experimentelle Settings der Online-Partizipation dislozierter Teilnehmer*innen in Lehrveranstaltungen mit Workshop-Charakter (Teilnahme an Gruppenarbeiten)
Vor allem der letzte Punkt ist in bestehenden Lehr-/Lernsettings noch weniger erforscht. Neben spezialisierter Forschung zu Robotik im Bereich der inklusiven Pädagogik (vgl. Herring et al., 2016) wird auch in der experimentellen Pädagogik (vgl. Gleason & Greenhow, 2017) das Prinzip der Telepräsenz zum leitenden Motiv. Der Fokus liegt auf dem Transfer gestisch-mimischer Feedbacks und damit der Steigerung der Motivation von Lernenden in hybriden Settings. Robotertechnologie ist im Kosten-Nutzen Vergleich einerseits noch zu wenig ausgereift und andererseits zu kostenintensiv, um in der alltäglichen Lehre tatsächlich Anwendung zu finden.
Im Entwicklungsprojekt werden daher Lösungen mit „herkömmlicheren“ digitalen Medien gesucht und damit niederschwellige Szenarien entwickelt, mit dem Ziel, die Potenziale digital erweiterter Lehr- und Lernumgebungen, wie sie an der Hochschule vorzufinden sind, auszuschöpfen. Wichtigstes Ziel ist es dabei, dislozierte Partizipation an etablierten Lehr-/Lernformaten – speziell Lehrveranstaltungen mit Workshop-Charakter – zu ermöglichen.
Das bedeutet: Sollten einzelne Teilnehmer*innen nur online teilnehmen können, werden hybride Formate (virtuelle Teilnahme an Präsenzveranstaltungen) entwickelt und gemeinsam mit ihnen getestet. Somit kann an den in Präsenz geplanten Lehrveranstaltungen via Videokonferenz teilgenommen werden. Voraussetzung ist, dass die LV-Leiter*innen am Lehrexperiment teilnehmen.
Forschung für Entwicklung
Das Entwicklungsprojekt wird begleitend gemeinsam mit LV-Leiter*innen, den Lehrenden und Teilnehmer*innen evaluiert. Dabei soll auf das Kompetenzmodell zur medienpädagogischen Kompetenz (TPACK – Technological Pedagogical Content Knowledge) zurückgegriffen werden. Darunter wird in Anlehnung an Schmid und Petko ein „Leitmodell zur Beschreibung einer umfassend verstandenen medienpädagogischen Kompetenz von Lehrpersonen“ (Schmid & Petko, 2020, S. 121) verstanden. Zudem sollen Fragen danach aufgegriffen werden, wie Lernumgebungen von den Teilnehmer*innen und Lehrveranstaltungsleiter*innen in hybriden Settings wahrgenommen werden. Damit werden einerseits mediendidaktische Fragestellungen adressiert und sowohl Lehrveranstaltungsleiter*innen als auch Teilnehmer*innen im Hochschullehrgang in ihrer Aneignung von Kompetenzen in Bezug auf Medieneinsatz im Unterricht begleitet und andererseits anhand eines konkreten Beispiels grundlegende Fragen danach aufgeworfen, wie sich Lehren und Lernen unter Einsatz digitaler Medien verändern. Das greift die Limitation aus früheren Studien auf, dass Kontextwissen (hier: Lernumgebung) als wichtiges Element medienpädagogischer Kompetenz berücksichtigt werden muss (Schmid et al., 2020, S. 10).
Methode Entwicklung und Evaluierung:
In einem Aktionsforschungsprozess (vgl. Altrichter & Posch, 2007; Moser, 2015; Bock & Heiny, 2019) werden unterschiedliche Phasen von Vorbereitung, technischer Einschulung, didaktischer Entwicklung, Testung und Rückmeldung iterativ abgewechselt, um fundierte und praxiserprobte Lehr- und Lernszenarien zu entwickeln.
Methode Begleitforschung
In einem Mixed-Methods-Design (vgl. Kelle, 2019) werden Selbst- und Fremdeinschätzung im Rahmen des TPACK Kompetenzmodells (vgl. Schmid et al., 2020) mit teilnehmender Beobachtung (evtl. Videografie) (vgl. Bachmann, 2009; Dinkelaker & Herrle, 2009; Mikos, 2017) und qualitativen Interviews (Mey & Mruck, 2011) mit Teilnehmer*innen und Lehrenden trianguliert, um Aussagen über Wahrnehmungen zum Kompetenzzuwachs und dessen Zusammenhang mit dem Lehrexperiment aus beiden Gruppen zu generieren. Dabei soll ein Fokus auf der digitalen Erweiterung der Lernumgebung und damit verbundenen Kompetenzen liegen.
Zum Nachlesen:
Literatur:
Altrichter, H., & Posch, P. (2007). Lehrerinnen und Lehrer erforschen ihren Unterricht: Unterrichtsentwicklung und Unterrichtsevaluation durch Aktionsforschung. Julius Klinkhardt.
Bachmann, G. (2009). Teilnehmende Beobachtung. In S. Kühl, P. Strodtholz, & A. Taffertshofer (Hrsg.), Handbuch Methoden der Organisationsforschung: Quantitative und Qualitative Methoden (S. 248–271). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91570-8_13
Bock, S., & Heiny, J. (2019). Lehrentwicklung im Zusammenspiel von Hochschuldidaktik, Lehrenden, Studierenden und Aktionsforschung. In T. Jenert, G. Reinmann, & T. Schmohl (Hrsg.), Hochschulbildungsforschung: Theoretische, methodologische und methodische Denkanstöße für die Hochschuldidaktik (S. 185–205). Springer Fachmedien. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20309-2_11
Dinkelaker, J., & Herrle, M. (2009). Erziehungswissenschaftliche Videographie: Eine Einführung. Springer-Verlag.
Gleason, B., & Greenhow, C. (2017). Hybrid Education: The Potential of Teaching and Learning with Robot-Mediated Communication. Online Learning Journal, 21(4). https://www.learntechlib.org/p/183770/
Herring, S. C., Fussell, S. R., Kristoffersson, A., Mutlu, B., Neustaedter, C., & Tsui, K. (2016). The Future of Robotic Telepresence: Visions, Opportunities and Challenges. Proceedings of the 2016 CHI Conference Extended Abstracts on Human Factors in Computing Systems, 1038–1042. https://doi.org/10.1145/2851581.2886423
Kelle, U. (2019). Mixed Methods. In N. Baur & J. Blasius (Hrsg.), Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung (S. 159–172). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21308-4_10
Mey, G., & Mruck, K. (2011). Qualitative Interviews. In G. Naderer & E. Balzer (Hrsg.), Qualitative Marktforschung in Theorie und Praxis (S. 257–288). Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.
Mikos, L. (2017). Teilnehmende Beobachtung. In L. Mikos & C. Wegener (Hrsg.), Qualitative Medienforschung: Ein Handbuch: Bd. Nr. 8314 (2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, S. 362–368). UVK Verlagsgesellschaft mbH.
Moser, H. (2015). Instrumentenkoffer für die Praxisforschung: Eine Einführung ; [+Online-Material] (6., überarb. u. erg. Aufl). Lambertus.
Schmid, M., Brianza, E., & Petko, D. (2020). Developing a short assessment instrument for Technological Pedagogical Content Knowledge (TPACK.xs) and comparing the factor structure of an integrative and a transformative model. Computers & Education, 157, 103967. https://doi.org/10.1016/j.compedu.2020.103967
Schmid, M., & Petko, D. (2020). ‹Technological Pedagogical Content Knowledge› als Leitmodell medienpädagogischer Kompetenz. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, 17(Jahrbuch Medienpädagogik), 121–140. https://doi.org/10.21240/mpaed/jb17/2020.04.28.X
Photo by Possessed Photography on Unsplash
Aktuelle Blog-Beiträge:
Kontakt: Dr. Caroline Grabensteiner, MA