Nachlese: Workshop zu Service Learning an der PH Wien mit Thomas Sporer
Schon vor einiger Zeit – konkret am 06. und 07.06.2017 – hat Thomas Sporer (Katholische Universität Eichtstätt-Ingolstadt) einen Workshop zum Thema Lernen durch Engagement – Service Learning an Hochschulen an der PH Wien abgehalten, der sehr gut von KollegInnen der PH Wien sowie anderer Universitäten (bspw. WU Wien, Donau-Universität Krems, PH Kärnten) angenommen wurde.
Service Learning – Was ist das?
Am ersten Tag des zweitätigen Workshops mit Thomas Sporer, hat dieser allgemein in das Thema Service Learning oder auch Civic Education Learning eingeführt. Dabei wurde deutlich: Eine eindeutige Definition von Service Learning gibt es nicht. Leichter ist zu sagen, was Service Learning nicht ist: Service Learning ist kein klares didaktisches Konzept, das als Schema direkt in die Lehre implementiert werden kann. Service Learning ist eher eine Idee, ein Leitparadigma oder eine Haltung, die ein Nachdenken über die eigene Lehre und Lehr-Lern-Formate und zu einer bestimmten Weiterentwicklung dessen anregt. Im Service Learning entstehen Projekte, die Lernende für andere Institutionen konzipieren, planen und durchführen. Die Projekte sind jeweils an einem realen Bedarf der Institutionen (und/oder der Gesellschaft) orientiert und sollen so einen Beitrag für die soziale Gemeinschaft leisten. Durch das kollaborative Erarbeiten der Projekte, werden die sozialen Kompetenzen der Lernenden gefördert. Die Lernenden werden über den gesamten Prozess von einer/n Lehrenden/m der Hochschule und einer Ansprechperson der Partnerinstitution begleitet. Abschließend erhalten die Lernenden ECTS-Punkte für ihr Studium.
Service Learning an der PH Wien
Am zweiten Workshop-Tag stand die Frage Service Learning an der PH Wien im Zentrum.
Dazu hat sich eine Gruppe mit strategische Fragen auseinandergesetzt. Welche Schritte müssen kurz-, mittel- und langfristig gesetzt werden, damit eine Bildungseinrichtung – konkret die PH Wien – Service Learning erfolgreich in ihr Lernangebot implementieren kann (Ansprechperson: Klaus Himpsl-Gutermann)? Thomas Sporer hat verdeutlicht, dass es für eine engagierte Hochschule („engaged institution“) mehr braucht, als Bereiche bspw. in Curricula, wo Service Learning angeboten wird. Es braucht die Zustimmung der Hochschulleitung das Thema voranzustellen sowie eine Begründung warum Lernen durch Engagement für die Hochschule wichtig ist. Und es braucht sowohl hausintern, als auch nach außen eine funktionierende Kommunikation des Anliegens, um eine gute Zusammenarbeit auf allen Ebenen zu fördern. Im Idealfall erfolgen diese Prozesse partizipativ unter Einbeziehung der Studierenden und Lehrenden. Lernen durch Engagement kann also profilbildend für eine Hochschule sein.
Eine weitere Gruppe hat sich zu konkreten Umsetzungsfragen zu Service Learning ausgetauscht. Diese Fragen gilt es an der PH Wien aktuell zu klären, da mit Herbst 2017 einerseits das Modul „Service Learning“ des Schwerpunkts Science and Health der Primarstufenausbildung zum ersten Mal zur Umsetzung gelangt (Ansprechperson: Gabriele Kapeller) und andererseits im Herbst 2017 der Weiterbildungslehrgang Digitale Medienbildung in der Primarstufe startet, der ebenso eine Lehrveranstaltung beinhaltet, die als Service Learning-Angebot abgehalten wird (Ansprechperson: Nina Grünberger).
Lernen durch Engagement im schulisch-pädagogischen Kontext
In den Gesprächen im Rahmen des Workshops haben sich einige Besonderheiten des Service-Learning-Ansatzes für den schulisch-pädagogischen Kontext ergeben:
- So wurde mehrfach betont, dass durch diesen Ansatz bestehende Kooperationen mit Institutionen furchtbar ausgebaut werden können und einer „wirklichen“ Zusammenarbeit auch mit Studierenden der nötige Rahmen geboten wird.
- Weiters wurde herausgestrichen, dass durch den Service-Learning Ansatz schulische VertreterInnen – Lehramtsstudierende, LehrerInnen, PH MitarbeiterInnen usw. – Einblicke in andere Institutionen erhalten. Umkehrt ist es anderen Institutionen möglich Erfahrungen mit dem manchmal etwas „verschlossen“ wirkenden Schulkontext zu machen und dessen Spezifika zu erfahren. Dies fördert auf allen Ebenen die Fähigkeit eigene Bedarfe und Herausforderungen zu artikulieren und entlang der Erfahrungen zu reflektieren.
- Bei der Implementierung von Lernen durch Engagement in Lehrkonzepte ist es wesentlich, dass nicht das eigentliche Engagement, sondern damit erworbene Fachkompetenzen – etwa aus dem Schwerpunkt Science and Health sowie zum Projektmanagement – bewertet werden.
- Service Learning soll an den PHs nicht nur als Lehr-Lernkonzept in das Lehrangebot integriert werden, sondern zusätzlich auch als Form des Lehrens und Lernens für den Schulkontext vermittelt werden. Es ist also gleichzeitig Methode und Lerninhalt in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von LehrerInnen.
Das ZLI und das Institut für übergreifende Bildungsschwerpunkte der PH Wien hoffen mit der Koordinierung dieses Workshops spannende Impulse zu innovativen Lehr-Lernangeboten gesetzt zu haben.
>>> Flickr-Album des Workshops <<<
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