„Mobile Learning“-Studie 2017/18 der Pädagogischen Hochschule Wien
Das österreichweite Pilotprojekt „Mobile Learning“ ist ein groß angelegtes Clusterprojekt, bei dem Schulen verschiedener Schultypen jeweils für ein Jahr die Möglicheiten von Tablets im Unterricht erprobten. Die Pädagogische Hochschule Wien führte im Schuljahr 2017/2018 an 43 Wiener Schulen eine Begleitstudie durch, deren Ergebnisse nun vorliegen.
Gerade vor dem aktuellen Hintergrund des Masterplans „Digitalisierung in der Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) gewinnt die Studie zusätzlich an Bedeutung. Dort ist im Teilprojekt 3 „Infrastruktur und moderne Schulverwaltung“ unter anderem geplant, „Musterausstattungen“ für Bundesschulen gemeinsam mit dem BMDW und dem BMVIT umzusetzen und in der 5. Schulstufe (= 1. Klasse Sekundarstufe 1) mit ausgewählten Leuchtturmschulen (oder, wenn finanziell verkraftbar, beim gesamten Jahrgang) zu evaluieren. Dieses Infrastrukturpaket am Standort umfasst laut Masterplan insbesondere die Bereiche:
- Breitbandanbindung
- Netzwerk und WLAN im gesamten Schulgebäude
- digitale Schultafeln bzw. Beamer
- Ausreichende Ausstattung mit mobilen Endgeräten auf Basis definierter Standards
Beim Einsatz von Smartphones, Tablets oder Notebooks in der Schule dominieren häufig pauschalierende Schwarz-Weiß-Urteile den medialen Diskurs – von generellen Handyverboten wie in Frankreich bis hin zum „durchdigitalisierten“ Schulsystem wie in Südkorea reicht die Bandbreite. Dabei zeigen gelungene Beispiele in aller Welt (wovon es auch in Österreich viele gibt – siehe beispielsweise die eEducation-Expertschule in Zwettl oder die NMS Koppstraße in Wien) wie eine gelungene Integration mobiler Endgeräte in der Schule gelingen kann, und dass dabei insbesondere die technologischen Fragen eher zweitrangig sind. Es zeigt sich auch in der Studie, dass eine gute Internetanbindung und (möglichst flächendeckendes) WLAN zwar eine wichtige Grundlage darstellen, dass aber andere technologische Fragen wie beispielsweise Betriebssystem/Hersteller/Gerätemodell eher unwichtig sind.
Wirft man einen Blick hinter diese technik- und oft gefahrendominierte Debatte, wird klar, dass viel grundlegendere Fragen im Vordergrund stehen sollten: Wie kann digitale Bildung nachhaltig im Schulalltag implementiert werden? Welche Impulse können digitale Technologien zur Verbesserung des Lernens und für neue didaktische Konzepte geben? Welche Veränderungsprozesse sind dafür notwendig? Wie kann digitales Lernen benachteiligte Lerner*innen fördern und den Zugang zu guter Bildung erhöhen? Usw.
Um solche Fragen empirisch fundiert beantworten zu können, wurde die Begleitstudie zum „Mobile Learning“-Projekt 2017/18 von der Pädagogischen Hochschule Wien mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung durchgeführt. Sie geht zwar auch auf die oben genannten technikbasierten Fragestellungen ein, es wird dabei aber auf eine sehr differenzierte Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven geachtet: aus der Perspektive der Beteiligten an den Schulen, aus der Perspektive der Digitalen Grundbildung sowie aus der Perspektive der Schulentwicklung. Aspekte wie Soziales Lernen, Individualisierung und Mehrsprachigkeit spielen dabei ebenfalls eine wichtige Rolle.
Auszug aus den Ergebnissen der Studie
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich das Mobile-Learning-Projekt mit den Tablet-Trolleys mit je 20 Tablets pro Schule als sehr gute Möglichkeit erwies, digitale Bildung breitflächig an Schulen zu implementieren. Die Trolleys, die von mehreren Klassen in unterschiedlichen Fächern verwendet werden können, sind sehr flexibel einsetzbar und stellen einerseits eine kostensparende Variante für die Schule dar, da nicht ganze Klassen mit Tablets ausgestattet werden müssen, andererseits tragen Sie zur Chancengleichheit der Schülerinnen und Schüler bei, da sich nicht jede Familie ein Tablet leisten kann.
In Bezug auf den Einsatz der Tablets in unterschiedlichen Schultypen lässt sich festhalten, dass die Bereitstellung von Leihgeräten seitens der Schule besonders in der VS und auch in den ersten beiden Jahren der NMS bzw. AHS Sinn macht, da, je älter die Kinder werden, sie selbst eigene Geräte haben und diese im Sinne von BYOD (Bring Your Own Device) mit in die Schule bringen können. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die sich an unterschiedlichen Schultypen erkennen lassen, sind oft an strukturelle Rahmenbedingungen gebunden. Während es an VS und NMS relativ einfach ist, Stunden und Fächer zu tauschen, da eine Lehrperson oft ohnehin mehrere Fächer und damit auch mehr Wochenstunden in einer Klasse unterrichtet, ist das an höheren Schulen deutlich schwieriger. Hier würden ein flexibler Umgang mit Stunden und die Möglichkeit des Teamteaching helfen. Generell zeigt sich an allen Schultypen, dass der ständige Einsatz digitaler Medien deren Gebrauch immer mehr zur Normalität werden lässt und in einen unaufgeregten und natürlichen Umgang übergeht.
Was die Qualitätsentwicklung von Unterricht betrifft, lässt sich sagen, dass der Unterricht mit Tablets das Potenzial hat, mit passenden Aufgabenstellungen kreatives, lustbetontes und individuelles Arbeiten zu fördern, auch wenn viele Lehrpersonen über einen zusätzlichen Arbeitsaufwand klagten. Der von den Lehrenden oft als hoch empfundene Mehraufwand könnte durch einige Maßnahmen leicht gemindert werden, z. B. durch eine Ansprechperson an der Schule, Konfiguration der Tablets gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern, ein Buddy-System, Verwendung eines Managementsystems, etc. Weiters kann den Tablets ein hohes Potenzial im Zweitsprachenerwerb und in der Unterstützung von Kindern mit Flüchtlingshintergrund zugeschrieben werden.
In Hinblick auf die Implikationen, die sich aus dem Projekt für die Schulentwicklung und Professionalisierung von Lehrpersonen ergeben, wurden die Ergebnisse der Begleitstudie in den drei klassischen Feldern Personalentwicklung, Unterrichtsentwicklung und Organisationsentwicklung nach Rolffs Drei-Wege-Modell (2016) analysiert. Auf der Ebene der Personalentwicklung hängt das Gelingen des Projekts zunächst einmal von der Haltung und Eigenmotivation der teilnehmenden Lehrpersonen selbst ab. Weiters sind einerseits die Unterstützung der Direktion, andererseits die Akzeptanz der Lehrerinnen und Lehrer im Kollegium, die als „Early Adopters“ (frühzeitige Anwenderinnen und Anwender) angesehen werden, wichtige Gelingensfaktoren. Wirken diese quasi als „Zugpferde“ und helfen anderen beim Arbeiten mit den Tablets, wird diese Hilfestellung meist sehr gut angenommen. Es konnte oftmals beobachtet werden, dass Neues von einer Person aus dem Kollegium meist gut aufgenommen wird. Daher ist es sinnvoll, bereits vorhandene Human-Ressourcen an den Schulen besser zu nutzen und z. B. Möglichkeiten für Austausch, Coaching und Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen, Hospitationsmöglichkeit in Klassen mit Tableteinsatz, Buddy-System, etc. anzubieten. So können Hemmschwellen im Einsatz digitaler Medien, die doch vielerorts an Schulen noch existieren, abgebaut werden. Als Empfehlungen für zukünftige Schulen wurden oft die Vernetzung und der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen genannt, die schon ein ähnliches Projekt durchgeführt hatten. Während des Projektes ist es wichtig, immer wieder über das eigene Handeln zu reflektieren, und am Ende das Projekt zu evaluieren, um aus gemachten Erfahrungen zu lernen und Konzepte gemeinsam weiterzuentwickeln. Dafür müssen jedoch gezielt Anlässe und Möglichkeiten geschaffen werden, das passiert nicht „nebenbei“.
Auf der Ebene der Organisationsentwicklung stellen technische Rahmenbedingungen wie ein gut funktionierendes WLAN die Grundvoraussetzung für die nachhaltige Implementierung von Tablets im Unterricht dar. Wiederum ist die Unterstützung durch die Direktion ein wesentlicher Gelingensfaktor. Es muss außerdem eine klare Stellungnahme der Schule zur digitalen Bildung geben, sowie ein konkretes Umsetzungskonzept für das Projekt (Steuergruppe, Zielvereinbarungen, Meilensteine, Evaluation). Weiters tragen ein gutes Verleihsystem sowie im Vorhinein klar vereinbarte Regeln sehr zum Gelingen des Projekts bei. Flexiblere und autonomere Strukturen in Hinblick auf Stundentausch, Hospitationsmöglichkeiten und fächerübergreifenden Unterricht wären ebenfalls sehr förderlich. Dass das ganze Kollegium für das Thema (z. B. in Konferenzen) sensibilisiert werden sollte, wurde mehrmals angesprochen. Abgesehen vom Diskutieren über digitale Medien könnten diese selbst in Konferenzen eingebunden werden, um beispielsweise gemeinsam etwas zu recherchieren oder eine kurze Umfrage durchzuführen (z. B. mit einem Umfrage-Tool wie kahoot). Dies stellt auch eine gute Möglichkeit dar, andere Lehrpersonen auf den „Geschmack“ zu bringen. Wiederum sind auch auf Ebene der Organisationsentwicklung die Einführung einer Steuergruppe, die das Projekt vorantreibt und begleitet, Teamentwicklung sowie die Evaluation des Projekts und das Herausbilden einer Feedbackkultur an der Schule wesentliche Erfolgsfaktoren.
Auf Ebene der Unterrichtsentwicklung kann gesagt werden, dass durch projektbasierten Unterricht mit Tablets immer wieder Raum und Zeit aufgebrochen werden. Die Lernzeit wird nicht unbedingt rigoros in einen 50-Minuten-Takt gepresst, denn Projekte erlauben das sinnvolle Einlegen eigener Pausen sowie fächerübergreifendes Arbeiten. Diese Veränderungen betreffen einerseits die Räumlichkeiten, in denen gelehrt und gelernt wird, andererseits ist der Lernprozess nicht nur auf das Klassenzimmer beschränkt, sondern findet beispielsweise auch in anderen Räumen, am Gang oder in der Bibliothek statt, oder wird z. B. in ganz andere „Lernräume“ wie Museen oder Parks ausgelagert. Der Einsatz von Tablets kann ebenso das Aufbrechen des traditionellen Rollenverständnisses zwischen Lehrenden und Lernenden fördern, sofern Lehrende dies auch zulassen wollen. Es kann vorkommen, dass Schülerinnen und Schüler in gewissen Bereichen mehr wissen als die Lehrperson. Damit sich jedoch etwas verändert, muss auch die Lernkultur verändert werden. Es sollen nicht die Tablets in alte Strukturen gepresst werden. Daher haben die Tablets dort am besten funktioniert, wo schon innovative Konzepte und Unterricht gelebt wurden und kreative und innovative Lehrpersonen am Werk waren. Die Veränderung des traditionellen Rollenverständnisses und die Änderung der Lernkultur können durch flankierende Begleitmaßnahmen auf Ebene der Personalentwicklung, wie sie zuvor schon beschrieben wurden (z. B. Vernetzung und Austausch, SCHILF-Maßnahmen) unterstützt werden. Somit schließt sich der Kreis zwischen Personal-, Unterrichts- und Organisationsentwicklung.
Bleiben noch Rolle, Bedeutung, Einfluss und Anspruch der äußeren Hemisphäre von Rolffs Drei-Wege-Modell (2016), nämlich des Umfeldes. Das betrifft zum einen die Interaktion zwischen internen und externen Akteurinnen und Akteuren wie Lehrpersonen, Kindern und Eltern, und zum anderen inhaltliche Forderungen auf Basis gesetzlicher Grundlagen (Umgang mit Mehrsprachigkeit, Chancengerechtigkeit, Gender, Inklusion, …) sowie gesellschaftliche Erwartungen. Auch da gibt es in der Studie aufschlussreiche Ergebnisse:
Die Möglichkeiten, die Tablets u. a. durch verschiedene Apps, Audio- und Videofunktionen anbieten, unterstützen die Kommunikation auch über sprachliche Grenzen hinweg. Sprache(n)lernen erfolgt lustbetont, Hemmschwellen können abgebaut werden, und generell bieten sich viele Möglichkeiten für individualisierte und differenzierte Lernprozesse. Es kommt durch die Arbeit mit den Tablets schnell zu Erfolgserlebnissen, was generell das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler steigert. Das konnte auch bei Kindern mit Flüchtlingshintergrund beobachtet werden. Als besonders gewinnbringend wurden jene Lernprozesse dokumentiert, wo klassen- oder schultypenübergreifend und in altersgemischten Lerngruppen gearbeitet wurde. Eine weitere Erkenntnis der Begleitstudie war, dass Kinder als „Brückenbauer“ ins Elternhaus fungieren und so allgemein zu einem bewussteren Umgang mit digitalen Medien beitragen können. Auf jeden Fall wurde durch die vorliegende Studie die Angst, Schülerinnen und Schüler würden nur noch schweigen, wenn sie ein Tablet vor sich haben, auf beeindruckende Weise widerlegt.
Sensibel ist der Bereich der sozialen Benachteiligung, der bei einer Ermöglichung von Chancengerechtigkeit etwa im Konzept BYOD mitzudenken ist. Auch dem Zurückfallen in traditionelle Geschlechterrollen (Burschen arbeiten am Tablet, Mädchen malen Plakate) muss bewusst entgegengesteuert werden.
Abhängig vom Arbeitsauftrag ist es sehr gut möglich, dass Schülerinnen und Schüler Verantwortung für das eigene Lernen übernehmen und sich selbst Kompetenzen aneignen. In diesem Zusammenhang können Tablets sehr gut als Hebel für Inklusion, Soziales Lernen und die Förderung von Mehrsprachigkeit dienen. Die Methode des Flipped Classroom hat sich in dieser Hinsicht besonders gut bewährt, da dadurch mehr Zeit im Unterricht für individuelle Unterstützung verwendet werden kann. Der Einsatz von Tablets ermöglicht abhängig von der Aufgabenstellung z. B. differenziertes und sehr fokussiertes Arbeiten in Alleinarbeit, aber auch Partner- und Gruppenarbeit oder Arbeiten mit Spiel- und Wettkampfcharakter. Der Lehrpersonen kommt dabei die Rolle zu, Lernanlässe, Ort, Zeit und Sozialformen vorzugeben und zu steuern sowie kreative und individualisierte Prozesse zuzulassen, was weit mehr ist als bloßes Coachen und Begleiten. Was diese didaktischen Szenarien und Lernsettings betrifft, wurde als Empfehlung bzw. Wunsch für die Zukunft geäußert, Lehrerinnen und Lehrern ein gezieltes Methodentraining mit vielen didaktischen Tipps und Tricks anzubieten, damit ihnen bewusst wird, wie und wodurch Lernprozesse mit digitalen Medien gezielt gesteuert werden können.
Abschließend lässt sich sagen, dass an den meisten teilnehmenden Schulen bereits ein Umdenkprozess dahingehend zu erkennen ist, dass digitale Medien Raum und Zeit öffnen und Veränderungen in der Kommunikation, Interaktion und im traditionellen Rollenverständnis zwischen Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern unterstützen können. Viele Lehrerinnen und Lehrer haben erkannt, dass mobilen Geräten ein hohes Potenzial bezüglich der Qualitätssteigerung des Unterrichts zugeschrieben werden kann und der Einsatz einen Mehrwert auf verschiedenen Ebenen bietet. Um diese Prozesse weiter voranzutreiben und um Schülerinnen und Schüler auf selbstständiges Arbeiten und zukunftsorientiertes Handeln vorzubereiten, müssen Lernende selbst Verantwortung übernehmen und Lehrende brauchen Mut, Flexibilität und die Offenheit, sich auf Neues einzulassen.
Ergebnisse zum Download
Die Studie sowie eine Präsentation mit relevanten Ergebnissen können unter folgenden Links abgerufen werden:
- LINK zur Begleitstudie zum „Mobile Learning“ Projekt 2017/18
- LINK zur Powerpoint-Präsentation zur Begleitstudie
Zum Kontext der „Mobile Learning“-Begleitstudie 2017/18
Die Begleitstudie zum „Mobile Learning“-Projekt zielte darauf ab, den Einsatz der Tablets an Wiener Schulen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und entlang forschungsleitender Fragestellungen zu untersuchen.
Als Evaluierungsmethoden wurden eine Online-Umfrage (Oktober bis November 2017) und Unterrichtsbeobachtungen an verschiedenen Wiener Schulen (September bis Dezember 2017) durchgeführt. Im Jänner 2018 wurden in Rahmen des Abschlusstreffens des zweiten Durchgangs des Projekts in Wien Gruppeninterviews mit den Lehrpersonen aufgezeichnet. Experten- und Expertinnen-Interviews mit Lehrpersonen sowie mit der Bundeslandkoordinatorin Erika Hummer wurden Februar und März 2018 durchgeführt.
Die Studie wurde von einem interdisziplinären Projektteam (Digitale Grundbildung, Schulentwicklung, Mehrsprachigkeit) bestehend aus sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedener Institute und Zentren der PH Wien durchgeführt: aus dem Zentrum für Lerntechnologie und Innovation (ZLI), dem Institut für weiterführende Qualifikationen und Bildungskooperationen (IWQ), dem Zentralen Informatikdienst (ZID) sowie dem Zentrum für Schulentwicklungsberatung (ZSB), was einen sehr konstruktiven und bereichernden Austausch ermöglichte. Als Bereichskoordinatorin für Wien fungierte Erika Hummer dabei als externe Beraterin sowie als Koordinatorin für die Schulbesuche.
Die Ausgangslage: „Mobile Learning“ an Wiener Schulen in drei Durchgängen
Digitale Bildung soll möglichst breitflächigen Eingang in Österreichs Schulen finden. Das im Herbst 2015 in Zusammenarbeit zwischen Bildungs- und Infrastrukturministerium gestartete Projekt „Mobile Learning“ basierte auf einem schulübergreifenden Peer-Learning-Ansatz und sollte zeigen, wie Schülerinnen und Schüler vom Einsatz digitaler Medien profitieren können. In Kooperation mit dem Bundeskanzleramt wurde „Mobile Learning“ von Februar 2017 bis Jänner 2018 mit einem zweiten Durchgang fortgesetzt und von 94 Standorten in 31 Clustern auf 171 Schulen in 55 Clustern ausgeweitet. Im Februar 2018 startete der dritte Durchgang des Projekts.
In Wien nahmen im zweiten Durchgang, auf den sich die Begleitstudie bezieht, (Februar 2017 bis Jänner 2018) 43 Schulen am Mobile Learning-Projekt teil (17 VS, 10 NMS, 9 AHS, 3 BS, 3 BHS,1 ZIS). Ansprechpartnerin und Bereichskoordinatorin für Wien war Erika Hummer. Im Rahmen der Begleitung des Projekts wurden je drei bis vier Schulen (aller Schultypen) in einem Cluster zusammengefasst, wobei immer eine Schule bereits Erfahrung in der Arbeit mit Tablets mitbrachte (Expertenschule) und zwei bis drei Schulen keine oder weniger Erfahrung im Umgang mit Tablets hatten (Partnerschulen). Jede Schule bekam 20 mobile Geräte (IOS, Android, Microsoft-Geräte) zur Verfügung gestellt, die in einem Tablet-Trolley, in dem die Geräte auch aufgeladen werden konnten, gelagert wurden. Bei Bedarf erhielten die Schulen einen LTE-Router dazu.
Als Fortbildungsmaßnahmen waren SCHÜLFs (schulübergreifende Fortbildungsveranstaltungen) durch die Expertenschulen (Peer Learning) sowie mindestens ein Safer Internet-Workshop pro Cluster vorgesehen. Weiters fanden Vernetzungstreffen statt, und die Bereichskoordinatorin besuchte jede Schule ein bis zwei Mal während des Projektzeitraumes.
Forschungsfragen der „Mobile Learning“-Studie
In der Studie wurden folgende Fragestellungen im Detail beleuchtet:
- Was sind die Gelingensbedingungen und Stolpersteine für erfolgreichen und qualitativen Unterricht mit Tablets?
- Inwiefern verändern sich durch den Einsatz von Tablets im Unterricht Raum, Zeit, das LehrerInnen-SchülerInnen-Verhältnis, die Aufgabenstellung und die Interaktion der Schülerinnen und Schüler untereinander?
- Wie können Tablets als Hebel für Inklusion wirken und Soziales Lernen sowie den Umgang mit Mehrsprachigkeit fördern?
- Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede lassen sich beim Einsatz von Tablets im Unterricht an unterschiedlichen Schultypen erkennen?
- Welche Implikationen ergeben sich durch den Einsatz der Tablets für die Schulentwicklung und Professionalisierung von Lehrenden?
- Wie kann die Arbeit mit digitalen Medien an Schulen verbreitet und das Kollegium begeistert werden?
Ergebnisse der Begleitstudie
Aufgrund des kurzen Projektzeitraums (September 2017 bis Juni 2018) und der zur Verfügung stehenden Ressourcen muss die Studie exemplarisch bleiben, d. h. sie kann qualitative Fallstudien aufzeigen und Empfehlungen abgeben, die jedoch als einzelne Anregungen und Beispiele zu sehen sind und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können. Die Studie zeigt jedoch interessante Möglichkeiten auf, wie Tablets im Unterricht verwendet werden können, welche Faktoren dabei unterstützend wirken und welche Aspekte in der Weiterentwicklung des Projekts einzubeziehen wären.
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