Politische Bildung und Digitales Lernen
Das Zentrum Polis – Politik Lernen in der Schule hat ein sehr schönes, 28-seitiges Sonderheft zum Spannungsverhältnis von Politischer Bildung und Digitalem Lernen herausgebracht, in dem auch ein kleiner Beitrag über das ZLI enthalten ist.
Das Heft gliedert sich in drei Bereiche: Institutionen, Tools und Spiele. Das Vorwort der beiden Herausgeber*innen Alexander Preisinger und Christine Ottner-Diesenberger bringt sehr gut auf den Punkt, worum es bei Digitalen Angeboten für den Unterricht in Politischer Bildung geht:
„Medienkompetenz ist zu einem zentralen Schlagwort von Schulentwicklungsprozessen geworden: Vom Engagement der Europäischen Kommission über die Initiativen der einzelnen deutschen Bundesländer bis zum Masterplan des österreichischen Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung für die Digitalisierung im Bildungswesen – als vierter Kulturtechnik wird der Medienkompetenz neben Schreib-, Lese und Rechenkompetenz bildungspolitisch zentrale Bedeutung zugeschrieben.
Die Anlassfälle dafür sind vielfältig: Der Ausbau einer E-Democracy zeichnet sich ab, die Durchdringung aller Lebensbereiche durch digitale Anwendungen, etwa über die omnipräsenten Smartphones, verändert unser Gemeinwesen und die Sozialen Netzwerke führen zur Transformation der Medienlandschaft und der politischen Öffentlichkeit. Man mag zu all diesen Prozessen stehen, wie man will, aber sie betreffen jedenfalls die Lebenswirklichkeiten gegenwärtiger und vor allem künftiger Generationen. Sie aus der Schule auszuklammern, kann daher kein nachhaltiger Zugang sein. Der Bereich der Politischen Bildung ist von dieser Veränderung besonders betroffen. Verkürzt dargestellt trifft dies zumindest in zweifacher Hinsicht zu:
- Erstens zeigen die Diskussionen um die Algorithmisierung, die vermutete Manipulation von Wahlverhalten durch elektronisches Mikrotargeting – wie in den USA – oder die politische Einflussnahme Russlands durch gezielte Desinformation und Fake News, dass der mediale Wandel zutiefst politisch ist, weil er die Formen unseres Zusammenlebens auf grundlegende Art und Weise verändert. An politischen Debatten über Migration, Spielarten von Cyberhate oder problematischen Nutzungsbedingungen der Sozialen Netzwerke wird schnell plausibel, dass das Politische hier in einer für SchülerInnen sehr konkreten Form in Erscheinung tritt.
- Zweitens umfasst der mediale Wandel mehr, als Inhalte in digitale Formen zu gießen. Dies lässt sich an Schule erkennen: Dort verändert er die Art und Weise, wie wir Unterricht gestalten und denken. Instant Messaging, Plattformen kollaborativen Arbeitens, Lernvideos und Simple Shows haben das Potenzial, Schule zu einem Ort einer egalitären, partizipativen, auf geteilten Wissens- und Handlungsformen basierenden Lernkultur zu machen. Es geht also um eine fundamentale Veränderung des Unterrichts, der Schulkultur und der Schulpolitik. Sinnvollerweise muss daher gelebte Medienkompetenz – ebenso wie eine demokratische Kultur – ein Prinzip von Schule selbst darstellen und darf nicht nur als isoliertes Fach gedacht werden.
Die vorliegende Broschüre zeigt mit Blick auf die Politische Bildung, dass die Netzkultur kreativ und vielseitig sein kann und sehr gut zu zeitgemäßer Bildung passt. Sie liefert allen interessierten Lehrerinnen und Lehrern Ideen für den Einsatz konkreter digitaler Angebote und Basisinformationen zu entsprechenden Einrichtungen. Der Aufbau des Heftes gliedert sich demnach in Institutionen, exemplarische Tools und digitale Spiele. Bei der Auswahl wurde auf die rasche Einsetzbarkeit im Unterricht, die leichte Anwendbarkeit und den nach Möglichkeit kostenlosen Zugang geachtet. Das elektronische Angebot soll dazu anregen, nicht einfach Altbewährtes zu digitalisieren, sondern in neuen Bearbeitungsformen zu denken und handlungsorientiertes Unterrichten zu gewährleisten. „
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